Vor einigen Wochen haben meine Kolleginnen von unserer Chefin jeweils zehn BigMac Menü Tickets bekommen. Es handelt sich dabei um eine Kooperation zwischen McDonald’s und Dequeni. Zur Erinnerung: Dequeni ist die Stiftung, für die ich arbeite. Die Aufgabe war es diese Tickets zu verkaufen. Der Erlös kommt dann der Stiftung zu und alle Käufer eines solchen Tickets konnten sich am 30. November bei McDonald’s ihr Menü abholen. Ich wollte meiner Kollegin zunächst gerne helfen und ihr ein paar Tickets abnehmen. Der Plan war, dass ich mich mit einigen meiner Freunde dann an diesem Tag nach der Arbeit treffe und wir gemeinsam unseren Burger essen gehen. Die anderen wären auch sofort dabei gewesen, wie sich nur leider rausgestellt hat, gibt es bei mir in der Nähe überhaupt keinen McDonald’s! Ich müsste also nach der Arbeit noch bis nach San Lorenzo fahren mit dem Bus, was im Feierabendverkehr etwa 1,5 Stunden dauert. Da der 30. ja nun auch leider ein Mittwoch war, haben wir uns also dagegen entschieden, da es auch für die anderen nicht so leicht gewesen wäre dort hin zu gelangen. In der Woche vor dem 30. habe ich dann jedoch rausgefunden, dass meine Kolleginnen alle nicht verkauften Tickets selbst bezahlen müssen, ihnen das Geld quasi vom Lohn abgezogen wird. Als ich das gehört habe war ich ziemlich sauer! Denn diese Frauen hier arbeiten sowieso schon sehr viel. Ab um sieben etwa sind sie morgens hier und vor halb fünf ist auch selten alles wieder geputzt und aufgeräumt. Eine richtige Mittagspause haben wir auch nicht, da wir die ganze Zeit bei den Kindern im Raum sitzen während diese schlafen und aufpassen, dass diese auch schlafen. Zwar kann man nebenbei sein Mittagessen essen aber schon unterhalten ist eher schwierig. Und außerdem bringen sie auch so schon oft Dinge zum basteln von zuhause mit, die sie selbst bezahlt haben und das bei einem nicht besonders hohem Lohn. Die nächste Frage die sich mir stellt ist, wie man denn, wenn man zwischen halb sechs und sechs endlich mal zuhause ist noch diese Tickets verkaufen soll, wenn man sogar teilweise noch weiter vom nächsten McDonald’s weg wohnt als ich. Da bleibt ja fast nur noch die Familie und die muss ja wahrscheinlich auch arbeiten. Und dann kostet ein Ticket 24 000 Guaraní, was umgerechnet etwa 4€ sind. Da ich das ganze so unmöglich fand, habe ich schnell meinen Freunden Bescheid gesagt und wir haben doch noch vier Tickets gekauft. Wir haben dann abgemacht, dass meine eine Freundin, die relativ dicht an einer Filiale arbeitet, nach der Arbeit unsere Tickets einlöst und wir uns dann auf einem Plaza treffen um gemeinsam zu essen. Da sie leider bei dem starken Verkehr um diese Uhrzeit trotzdem noch leider eine Stunde vom McDonald’s zu uns gebraucht hat, waren die Pommes natürlich kalt und die Cola warm. Ein kalter Burger ist ja noch ganz okay aber kalte, wabbelige Pommes sind nicht so zu empfehlen. Das Geschmackserlebnis hielt sich dementsprechend sehr in Grenzen und das einzige was mir dazu einfällt ist: Dequeni, das ist eine unmögliche Aktion und eure Profesoras haben es nicht verdient so behandelt zu werden.
Die nächste Überraschung erwartete mich dann am Mittwoch Nachmittag. Die Kinder bekommen ja immer, bevor sie abgeholt werden nochmal eine kleine Merienda(Zwischenmahlzeit). Normalerweise besteht diese aus einer Tasse gesüßtem Fruchtjoghurt mit gesüßten Kornflakes. Am Mittwoch allerdings standen in der Küche plötzlich zwei riesige Kartons mit McDonald’s Tüten! Da hatte ein Sponsor der Fundacion Dequeni 80 der Burgertickets gekauft und unser Standort hatte 40 davon erhalten. Es gab also zur Merienda(!) für jedes Kind ein komplettes Menü, welches aus einem BigMac, einer mittleren Pommes und 500ml Süssgetränk besteht. Ich bin mir sicher, dass das gut gemeint war, halte das Ganze allerdings für eher ungünstig. Erstens einmal handelt es sich um ein Menü, dass für erwachsene Menschen gedacht ist und ist viel zu viel für die Kinder, zumal diese ja zwei Stunden zuvor erst zu Mittag gegessen hatten. Außerdem waren natürlich auch diese Pommes nicht mehr besonders lecker, wenn also das Ziel war den Kindern mal etwas „besonderes“ zu zeigen, dann wäre das vielleicht anders besser möglich gewesen. Da wäre es doch besser gewesen das Geld direkt an Dequeni zu spenden und den Kindern mal zu zeigen, was Rohkost ist. Und statt des halben Liters Fanta, Cola oder Sprite wären wohl Zahnbürsten für die Kinder besser gewesen, denn die Zähne dieser Kinder sehen teilweise wirklich fürchterlich aus und wenn man sie fragt ob sie denn zuhause nicht die Zähne putzen ist die traurige Antwort, dass sie keine Zahnbürste haben. Soetwas macht mich sehr traurig vor allem, wenn ich dann die Mütter sehe, denen teilweise selbst die Hälfte ihrer Zähne fehlt und denen es trotzdem scheinbar nicht wichtig ist, das bei ihren Kindern zu verhindern und ihnen lieber eine Flasche Cola kaufen bevor sie sie zu uns bringen, damit sie ruhig sind. Naja, des weitern haben die Kinder vermutlich alle noch nie einen Burger dieser Art gegessen und habe demzufolge alle nur das Getränk getrunken und etwa die Hälfte der Pommes gegessen, den Rest durften sie zwar mit nach Hause nehmen, ich bezweifle jedoch stark, dass auch nur eines der Kinder davon noch etwas gegessen hat, was einige am Donnerstag auch erzählten. Natürlich haben sich die Kinder trotzdem riesig gefreut und waren alle total aus dem Häuschen. Zunächst war ich über die ganze Sache ziemlich entsetzt und habe mich gefragt, ob das wirklich ernst gemeint ist. Je mehr Zeit ich nun aber hatte darüber nachzudenken, desto trauriger macht es mich. Ich kenne diese Person nicht und will ihr auch nichts unterstellen, es wäre jedoch sinnvoller gewesen mal jemanden zu fragen, der direkt mit den Kindern arbeitet, inwiefern das gut ist beziehungsweise womit man den Kindern eine sinnvolle Freude machen kann. Denn dann hätte vermutlich eine andere Aktion stattgefunden. Klar, ich habe an meinem Geburtstag auch einen Kuchen und keine Gemüsesticks mitgebracht aber ich finde das kann man nicht so ganz vergleichen.