Zurück in Deutschland

Seit einer Woche bin ich zurück in Deutschland. In den letzten Wochen hatte ich noch die Möglichkeit Südamerika ein wenig näher kennenzulernen, da mein Programm bereits am 05.07. endete. Zwölf Monate sind nun vergangen seit ich Deutschland verlassen habe und mich auf nach Paraguay gemacht habe. Ich habe die paraguayische Kultur, das Essen, die Leute und die Sprache kennen und lieben gelernt. Darüberhinaus habe ich auch viel über mich selbst und meine eigene Kultur erfahren und glaube unsere Welt ein winziges bisschen besser zu verstehen. Am Anfang des Jahres kamen mir die elf Monate viel vor, doch jetzt habe ich eher das Gefühl, sie sind an mir vorbei gerannt. Plötzlich beginnt man sich Gedanken über den Abschied zu machen, plant den letzten Arbeitstag und das Abschiedsessen mit der Familie. Die letzten Wochen waren recht stressig, da die letzten Besorgungen gemacht werden mussten, viel geplant und der Koffer möglichst effizient gepackt werden wollte. Nun bin ich zurück in Deutschland, was bedeutet, dass ich alles geschafft habe. Ob ich soetwas nochmal machen würde? Ja! Auf jeden Fall und sofort. Ich habe so viel mitnehmen können aus diesem Jahr, tolle neue Freundschaften geknüpft und so vieles mehr, natürlich würde ich das nochmal machen und ich kann es auch jedem wärmstens empfehlen sich in so ein Abenteuer zu stürzen, denn man wird dadurch stärker. An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei meinen Gastfamilien dafür bedanken, dass sie mich für so lange Zeit bei sich aufgenommen und versorgt haben, geduldig mit mir waren, wenn ich etwas nicht verstanden habe und mir ihr Land so nahe gebracht haben. Ich hoffe, irgendwann einmal auch die Möglichkeit zu haben, jemanden aufzunehmen und so jemandem das weiterzugeben, was diese Familien mir gegeben haben. Sollte ich einmal zurückkehren, weiss ich, dass ich willkommen bin. Ich bin sehr dankbar dafür, die Möglichkeit gehabt zu haben, dieses Auslandsjahr machen zu können. 

El dia de la independencia

Hier nochmal ein kleiner Nachtrag zum Tag der Unabängigkeit. Denn zu diesem Tag finden abgesehen von den Festlichkeiten in Asucnion, von denen ich schon berichtet habe im ganzen Land sogenannte Desfile statt. Hier in Santa Rosa war das schon am Freitag den 12. Mai. Dafür wurde eine Straße abgesperrt und etwa in der Mitte eine Art Tribüne aufgebaut. Neben dieser Stand ein Blasorchester. Um neun Uhr ging die Veranstaltung dann los. Am Straßenrand waren die Schaulustigen versammelt. Es wurden Getränke und Chipa, Eis und Zuckerwatte verkauft. Gespannt warteten wir, was nun passieren würde. Das Orchester begann zu spielen und es kamen vom Ende der Straße die politischen Größen Santa Rosas anmarschiert, die sich dann auf ihre Plätze auf der Bühne begeben haben. Über ein aufgestellte Lautsprecherboxen wurde dem Publikum erklärt, um wen es sich bei diesen vorwiegend Herren handelte. Danach liefen Gruppen verschiedener Einrichtungen und Institutionen unter anderem mit kleinen Showeinlagen an der Tribüne und dem Publikum vorbei. Es geht dabei vor allem um educative Einrichtungen wie Kindergärten, Tageseinrichtungen und Tanzschulen. Nachdem diese alle abgehandelt waren, kamen die Schulen und davon gibt es erstaunlich viele in Santa Rosa und Umgebung. Die Schüler, in Schuluniform, liefen so in ihren jeweiligen Klassenstufen die Straße entlang mit Fahnen der Schule oder der Flagge Paraguays. Sowieso war alles in rot, weiß und blau gehalten. Die höheren Klassenstufen hatten hierfür Choreografien mit einem Stab, der sogenannten Chirola eingeübt. Woher diese Tradition kommt, konnte mir bisher noch keiner so wirklich erklären aber das ist ja auch nicht weiter wichtig. Im allgemeinen geht es darum, dass der Tag der Unabhängigkeit gewürdigt wird und gerade die Jugend des Landes sich mit diesem Thema auseinandersetzt. Etwas irritierend fand ich einzig die teilweise wirklich sehr kurzen Röcke der noch wirklich jungen Mädchen und die erschreckend hohen Schuhe dazu. Ansonsten war es ein durchaus spannendes Erlebnis, bei dem die besten Schüler einer Schule oft mit einer besonderen Rolle gewürdigt wurden. 

Orientación de final de Estadía 

Am vergangenen Wochenende hat unser Abschlussseminar stattgefunden. Um am Freitagmittag pünktlich im Büro zu sein musste ich morgens um vier aufstehen und Santa Rosa mit dem ersten Bus verlassen. Nach etwa fünfeinhalb Stunden fahrt bin ich in Asunción angekommen und habe mich dort mit den anderen Freiwilligen im AFS-Büro getroffen. Von dort ging es dann nach gemeinsam weiter nach Ciudad del Este, wo unser Camp in einem Hotel stattgefunden hat. Es war sehr schön, dass dieses Mal auch die Freiwilligen anderer Nationen mit dabei waren. Somit waren wir eine bunte Truppe bestehend aus zwei Amerikanerinnen, einer Französin, einer Schweizerin, fünf Belgierinnen und zwölf Deutschen. Es ging darum die Eindrücke der vergangenen zehn Monate zu reflektieren und uns auch darauf vorzubereiten, was uns zurück in unseren Heimatländern erwartet. Die Stimmung auf diesem Camp war sehr emotional aber trotzdem sehr gut. Da einige schon innerhalb der nächsten zwei Wochen zurück fliegen, sind auch schon die ersten Tränen des Abschiedes geflossen. Auch mir bleiben nur noch 15 Arbeitstage und drei Wochenenden bei meiner Gastfamilie in Santa Rosa. Und als hätte sich das Wetter dem nahenden Abschied angepasst ist es seit zwei Wochen fast dauerhaft am regnen oder nieseln und es ist auch ziemlich kalt geworden. Denn 16°C ohne Heizung und in meist eher zugigen Räumen sind schon ziemlich frisch. Vor allem wird es nachts ja noch kälter. 

Familienfest auf der Arbeit

Am Sonntag den 28. Mai haben wir bei der Fundacion Sagrada Familia ein Familienfest veranstaltet, auf dem die Kinder ihren Eltern präsentieren konnten, was sie im vergangenen halben Jahr gelernt haben. Es gab eine Aufführung des paraguayischen Tanzes und auch die deutschen Tänze, die meine Mitfreiwillige mit den Kindern einstudiert hatte, waren Teil des Programms. Zudem gab es ein paar Stücke auf der Geige. Anschließend haben alle gemeinsam gegessen. Es gab Nudeln mit Fleisch, was wir am Vormittag vorbereitet hatten und zum Nachtisch noch eine große Torte. Alles in allem war es ein sehr gelungener Tag und es wurde viel gelacht und gespielt. Ich kann es kaum glauben aber mit bleiben jetzt noch genau vier Wochen in Paraguay und hier in Santa Rosa. So wie es aussieht wird aber wohl im August eine neue deutsche Freiwillige nach Santa Rosa kommen. 

Es lohnt sich auch ein Blick auf die Facebookseite der Fundacion: 

https://www.facebook.com/Fundaci%C3%B3n-Sagrada-Familia-Paraguay-541604652652386/

Besuch aus Deutschland

Gerade erst von der Reise zurück, ging es für mich am 13. Mai schon wieder nach Asunción. Am Sonntag morgen habe ich mich zum Flughafen aufgemacht, dieses Mal jedoch nicht um selbst zu verreisen sondern um meinen Bruder und seine Freundin dort in Empfang zu nehmen. Es war für mich ein sehr emotionaler Moment nach so langer Zeit einen Teil der Familie wieder zu sehen. Zusammen haben wir eine kleine Paraguayrundreise gestartet. Da am 14. und 15. Mai Tag der Unabhängigkeit ist, sind wir direkt in die Feierlichkeiten geraten. Im Zentrum von Asunción wurde dieser Tag kräftig gefeiert und es war wie auf einem Straßenfest. Mir hat sehr gefallen, dass endlich einmal die Straßen abgesperrt wurden und so eine Art Fußgängerzone geschaffen wurde, was mir sonst immer gefehlt hat. Vor dem Regierungsgebäude war eine große Bühne aufgebaut auf welcher noch bis in die Nacht hinein kostenlose Konzerte liefen. Das Highlight des Abends waren dann die Kchiporros. Am Montag den 15. Mai war außerdem Muttertag, welcher hier in Paraguay sehr groß gefeiert wird. So konnten meine beiden Besucher am Montag Abend, einmal angekommen in Santa Rosa, zusammen mit meiner Gastfamilie ein richtiges Asado erleben. Am Dienstag haben wir zusammen meine Arbeitstellen besichtigt und am Mittwoch morgen ging es auf nach Encarnacion, von wo aus wir die Jesuitenruinen in Trinidad besucht haben. Die Missionäre lebten nur von 1706 bis 1767 dort bevor sie vertrieben wurden. Zurück bleiben ein paar Ruinen, die einen merkwürdigen Mix aus christlichen Statuen und dem Glauben der indigenen Guaraní aufweisen. 1993 wurde Trinidad von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Es ist und bleibt jedoch ein beeindruckender Ort. Nach einem kurzen Besuch des Strandes in Encarnacion, von wo aus wir einen Blick auf die argentiniesche Seite des Flusses werfen konnten, ging es weiter nach Ciudad del Este. Von dort haben wir an zwei Tagen die Iguazúwasserfälle besucht. Einmal von der brasilianischen Seite und einmal von der argentinischen Seite aus. Dieses Naturschauspiel war jeden Cent wert und man muss sagen, dass die Eintritte wirklich nicht günstig waren. Dafür gab es eine Gratisdusche, wenn man ganz oben am Rande der Fälle stand. Es war wirklich unglaublich beeindruckend den Wassermassen zuzusehen, wie sie 40-80m in die Tiefe stürzen. Am letzten Tag in Ciudad del Este haben wir noch den Itaipustaudamm besucht. Bis zur Fertigstellung des 3-Schluchten-Staudamms in China 2006 war der Itaipustaudamm Leistungsmäßig das größte Wasserkraftwerk der Welt. Hier werden etwa 75% des paraguayischen Gesamtstrombedarfs hergestellt, wobei man beachten muss, dass der Verbrauch  pro Kopf im Jahr 2014 eines Paraguayers bei etwa 1kWh liegt, wohingegen ein Deutscher über 7kWh verbraucht(siehe https://www.indexmundi.com/map/?v=81000&l=de). Außerdem deckt das Kraftwerk etwa 17% des brasilianischen Stromverbrauchs. Das Kraftwerk liegt auf der Grenze beider Nationen und ist ein Gemeinschaftsprojekt. Wird der See des Werks voll aufgestaut, ist er 2,5 mal so groß wie der Bodensee. Anschließend sind wir für die letzte Etappe unserer Reise nach Asunción zurück gekehrt. Hier haben wir mehrere Tagesausflüge unternommen. So waren wir gemeinsam mit einigen meiner Freunde in Caácupe, um dort die Kirche zu besuchen, von der ich im Dezember bereits berichtet habe und sind anschließend mit der längsten Seilbahn Paraguays gefahren. Von dort hatten wir einen wunderschönen Blick auf den See Ypacaraí. Auch der Mercado 4(siehe Beitrag Oktober) und Luque(siehe Beitrag Dezember) standen auf dem Programm. Schweren Herzens mussten wir uns dann nach schönen gemeinsamen elf Tagen wieder verabschieden. 

De Vacaciones(Im Urlaub)

Schon wieder ist ein Monat vergangen, seit ich das letzte mal einen Beitrag veröffentlicht habe. Da wird es wohl Zeit. Wie ja schon aus dem letzten Beitrag zu entnehmen ist, war ich ein wenig im Ausland unterwegs. Es hat mich nochmal nach Argentinien gezogen und auch Chile habe ich einen Besuch abgestattet. Ich habe einen kleinen Städtetrip unternommen und war zum ersten Mal allein unterwegs. Zunächst bin ich von Asunción nach Córdoba, Argentiniens zweitgrößter Stadt, geflogen. Nach einem kurzen Aufenthalt dort ging es mit dem Bus weiter nach Mendoza. Mendoza ist vor allem für seine über 1000 Weingüter bekannt, von denen ich natürlich auch eins besuchen musste. Von dort ging es weiter nach Chile, wo ich das kleine Küstenstädchen Valparaiso bewundert habe. Valparaiso ist eine wirklich unglaublich faszinierende Stadt, mit großer Künstlerszene. Außerdem liegt die Stadt auf verschiedenen Bergen, weshalb ich nach zwei Tagen dort einen ordentlichen Muskelkater vom vielen Treppensteigen hatte. Trotzdem hat die Stadt einen umwerfenden Charme und ich kann es nur empfehlen ihr bei Gelegenheit mal einen Besuch abzustatten. Die letzte Station meiner Reise war Santiago. Hier habe ich mich wirklich sehr wohl gefühlt. Leider hatte ich viel zu wenig Zeit mir alles in Ruhe anzuschauen, weshalb ich eines Tages wohl nochmal wieder kommen muss. In einer letzten langen Busfahrt ging es dann zurück nach Córdoba, von wo ich meinen Rückflug nach Asunción angetreten bin. 

Weinreben

Das Alter ist nur wichtig wenn du ein Wein oder ein Käse bist

Ebenfalls in Valparaiso

Ein Blick auf die Plaza de Armas in Santiago de Chile

Grenzübergang Argentinien-Chile in dem Anden

Felices pascuas 

Frohe Ostern! Mein Osterwochenende habe ich nicht mit meiner Gastfamilie verbracht sondern habe mich auf den Weg nach Asunción gemacht, um ein letztes Mal mit Techo zu konstruieren. Die Konstruktion ging dieses Mal über fünf Tage und wir haben pro Gruppe zwei kleine Hütten gebaut. Es war wieder ein tolles Erlebnis und wahrscheinlich auch meine letzte Konstruktion hier in Paraguay. 

Zu Ostern wird in Paraguay traditionell ganz viel Chipa gegessen. Das ist ein Brot aus Maniokmehl, welches sehr stärkehaltig ist. Man kann dieses Gebäck das ganze Jahr über auch überall auf der Straße kaufen, zu Ostern jedoch machen viele Familien es selbst im Lehmofen. 

Am vergangenen Wochenende war ich schon wieder in Asunción, da ich mit einigen Freunden das Life in Color Festival dort besucht habe. Dort haben wir unter anderem Alan Walker, Lost Frequencies und die Kchiporros gesehen. Letztere habe ich bereits das zweite mal gesehen. Es handelt sich bei den Kchiporros um Paraguays wohl bekannteste Band und Anfang April haben diese schon einmal in der Nähe von Santa Rosa ein Konzert gegeben. Da jedoch seit dem 21.03 Herbst ist in Paraguay und die Temperaturen seit dem auch deutlich gefallen sind war es leider etwas kalt auf dem Festival, da die Menschen mit Farben besprüht werden und wir am Ende des Abends alle ziemlich nass waren. Es war trotzdem ein gelungenes Event. 

In den vergangenen Wochen hat es auch häufiger recht stark geregnet, was meiner Gastfamilie zufolge etwas ungewöhnlich ist, beziehungsweise es nicht jedes Jahr so viel Regen gibt. Am Anfang des Jahres hätte ich es nicht gedacht, mein Körper scheint sich jedoch trotzdem an die Temperaturen hier gewöhnt zu haben, da ich in letzter Zeit regelmäßig friere. Und das schon bei Mitte 20 Grad. Ausserdem ist mein Jahreszeitenrythmus völlig verwirrt. Den ganzen paraguayischen Frühling über hätte ich ständig das Bedürfnis Kürbissuppe und andere typische Herbstgerichte zu essen, im Sommer dann hat es sich völlig falsch angefühlt Weihnachten zu feiern und jetzt habe ich mich gerade an die Herbststimmung gewöhnt, da geht es auch schon bald zurück nach Deutschland, wo mich der Sommer erwartet. 

Das Ende rückt nun auch schon immer näher und seit heute steht für mich auch ein Datum fest. Am 31.07.2017 werde ich wieder deutschen Boden unter den Füßen haben. Es ist ein merkwürdiges Gefühl, plötzlich ein Datum zu haben, denn dadurch wird das ganze so endgültig.

Bei einer Weingutbesichtigung in Mendoza

Nach dem Festival… 💦

So sieht der Teig der Chipa aus.

Beim Konzert der Kchiporros mit den Freunden meiner Gastschwester

Meine Gastschwester und ich vor dem Konzert der Kchiporros in San Patricio

 

Kommende Woche bin ich schon neun Monate hier. Gerade genieße ich die mir verbleibenden Urlaubstage in Mendoza(Argentinien) und danach geht es weiter nach Valparaiso(Chile). 

Meine neue Arbeit 

Nachdem sich das Chaos hier etwas gelegt hat, will ich nun von meinen neuen Arbeitstellen berichten. Zunächst einmal: so hatte ich mir meinen Freiwilligendienst vorgestellt! Ich habe mich zwar auch bei Dequeni wohl gefühlt, jedoch war es nicht unbedingt nötig, dass ich dort gearbeitet hatte. Mit anderen Worten, ich habe auch sehr viel rumgesessen. HIer in Santa Rosa arbeite ich Vormittages in der Fundacion Abrazo und nachmittags in der Fundacion Sagrada Familia. Dabei ist Abrazo das Projekt, in dem ich angemeldet bin, bei Sagrada Familia arbeite ich also zusätzlich auf freiwilliger Basis. Bei Abrazo gebe ich zweimal in der Woche Englischunterricht und bastele ansonsten mit den Kindern. Am Nachmittag wird ebenfalls viel gebastelt und getanzt und musiziert. Die andere deutsche Freiwillige hier bringt den Kindern dort nämlich Folktanz bei und es ist wirklich beeindruckend die teilweise bis zu 45 Kinder dort tanzen zu sehen. Die Herausforderung dort besteht vor allem darin, dass die Kinder so unterschiedlich alt sind. Die jüngsten sind vier und die ältesten siebzehn. Zwar sind die meisten so etwa acht bis zwölf, jedoch fällt es trotzdem schwer Aktivitäten zu finden, die allen gefallen. Zumal dort nur eine Angestellte arbeitet. Die Chefin betreibt nämlich einen kleinen Schreibwarenladen und finanziert damit das komplette Projekt. Dreimal die Woche kommt zusätzlich ein Geigenlehrer und gibt den Kindern Unterricht. Wie dieser finanziert wird weiß ich nicht, die Geigen gehören jedoch der Stiftung und viele bräuchten mal neue Saiten und auch die Bögen sind schon teilweise sehr abgenutzt. Die Kinder hier sind jedoch wahnsinnig toll! Sie sind sehr begeistungsfähig und machen wirklich bei allem mit. Leider sind wir, was Materialien angeht sehr eingeschränkt und es gibt auch fast keine Gesellschaftsspiele, mit denen sie sich selbst beschäftigen können. Ich plane daher gerade Mensch-ärgere-dich-nicht Spiele mit ihnen zu basteln. Die Kinder und Jugendlichen kommen hier nach der Schule hin und bekommen Mittagessen und Hilfe bei den Hausaufgaben. Ich bin hier völlig frei und kann im Prinzip alles machen was ich möchte, sofern die vorhandenen Materialien das hergeben oder ich sie eben selbst mitbringe. Besonders freue ich mich darüber, dass einige inzwischen anfangen, beim basteln selbst ein bisschen kreativer zu werden. Vor vier Wochen noch haben sie sehr exakt das nachgebastelt, was ich ihnen vorgegeben habe. Inzwischen wandeln einige ihre Dinge ein kleinwenig ab oder ergänzen hier und dort etwas. Dann freue ich mich immer besonders, wenn sie ankommen um ihre Werke zu präsentieren. Hier freue ich mich jeden Tag sehr darauf, zur Arbeit zu gehen. Auch wenn es jedes Mal wieder eine Herausforderung ist mit zwanzig Kindern, die basteln wollen und nur sechs Scheren, von denen eine eine große Küchenschere ist. 

Neuanfang

Seit eineinhalb Wochen wohne ich in Santa Rosa, Misiones. Das ist mit dem Bus etwa vier bis sieben Stunden von Asuncion entfernt. Hier habe ich eine neue Familie und auch eine neue Arbeitsstelle gefunden. Es handelt sich hier um eine Kleinstadt, die sehr ländlich und wirklich sehr, sehr grün ist. Ich habe auch das Gefühl, dass es hier nocheinmal fünf Grad wärmer ist und ich wirklich in meinem Leben noch nie so viel geschwitzt habe. Trotzdem fühle ich mich hier sehr wohl. Es ist um einiges sauberer als in Ypané und es kennt wirklich jeder jeden. Die Plaza hier ist auch wirklich schön und groß und ich freue mich schon darauf mir alles etwas genauer anzuschauen. Ich lebe hier in einer Familie mit einem 7-Jährigen Sohn und einer 22-Jährigen Tochter und deren einjährigen Sohn(ich habe noch nie ein so glückliches Kleinkind gesehen). Ich fühle mich hier sehr zuhause und hoffe natürlich, dass wir uns weiterhin gut verstehen. Das einzige, was mir ein wenig schwer gefallen ist, war meine Kollegen und die Kinder meiner alten Arbeitsstelle zurückzulassen. Zu meiner neuen Arbeit werde ich später mal was schreiben, wenn hier alles geregelt ist. Ansonsten hat der Umzug außerdem zur Folge, dass ich nochmal einen ganz anderen Teil dieses Landes kennenlernen kann und ich bin sehr froh, es gemacht zu haben. 

Auch wenn es vielleicht nicht so aussieht… es gibt hier Häuser 😄

Carnaval 

Am vergangenen Wochenende war in in Encarnacion. Dort finden die größten Karnevalsfeiern von Paraguay statt und das wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Am Samstag morgen bin ich also hier aus Santa Rosa losgefahren und habe mich mittags mit meinen Freunden aus Asuncion dort getroffen. Wir haben uns dann ein wenig in Encarnacion umgesehen und sind anschließend zum Strand gegangen. Encarnacion liegt direkt am Rio Paraná, welcher eine natürliche Grenze zu Argentinien darstellt. Encarnacion wirkt auf mich um einiges gepflegter als Asuncion. Es ist auch einer touristischeren Orte dieses Landes. Einige von uns haben die 42 Grad genutzt um im Fluss baden zu gehen, während der Rest unserer Gruppe im Sand unter einem Sonnenschirm verbracht hat. Um neun Uhr abends sollte die Veranstaltung dann losgehen und wir waren so etwa um halb zehn an unserem Eingang. Für Allergiker ist diese Veranstaltung übrigens nicht zu empfehlen, für alle, die nicht sowieso schon eine Brille tragen, empfiehlt es sich eine Schutzbrille zu kaufen. Die Zuschauer stehen dann auf Tribünen, zwischen denen eine Straße langführt, auf der die Sambatänzerinnen und Tänzer entlanglaufen. In der Mitte des Abschnitts ist eine Jury aufgebaut. Von unserer Tribüne hatte man eine gute Sicht auf die Jury, was sich auch definitiv lohnt, da die Tänzer und Gruppen dort immer eine besonders schöne Show bieten. Ansonsten gibt es viel Glitzer, Federn und nackte Haut zu sehen. Einige Wagen gab es auch, ich muss allerdings sagen, dass ich die nicht besonders schön fand. Während der Veranstaltung laufen immer wieder Getränkeverkäufer durch die Reihen und ausserdem werden Sprühdosen verkauft, die weissen Schaum versprühen. Das kann durchaus ganz witzig sein, ich als Brillenträger war allerdings regelmässig damit beschäftigt, meine Brille zu putzen, was auf die Dauer ein wenig nervig ist. Um drei Uhr nachts war die Veranstaltung dann zuende und es gab ein kleines Feuerwerk.