Meine neue Arbeit 

Nachdem sich das Chaos hier etwas gelegt hat, will ich nun von meinen neuen Arbeitstellen berichten. Zunächst einmal: so hatte ich mir meinen Freiwilligendienst vorgestellt! Ich habe mich zwar auch bei Dequeni wohl gefühlt, jedoch war es nicht unbedingt nötig, dass ich dort gearbeitet hatte. Mit anderen Worten, ich habe auch sehr viel rumgesessen. HIer in Santa Rosa arbeite ich Vormittages in der Fundacion Abrazo und nachmittags in der Fundacion Sagrada Familia. Dabei ist Abrazo das Projekt, in dem ich angemeldet bin, bei Sagrada Familia arbeite ich also zusätzlich auf freiwilliger Basis. Bei Abrazo gebe ich zweimal in der Woche Englischunterricht und bastele ansonsten mit den Kindern. Am Nachmittag wird ebenfalls viel gebastelt und getanzt und musiziert. Die andere deutsche Freiwillige hier bringt den Kindern dort nämlich Folktanz bei und es ist wirklich beeindruckend die teilweise bis zu 45 Kinder dort tanzen zu sehen. Die Herausforderung dort besteht vor allem darin, dass die Kinder so unterschiedlich alt sind. Die jüngsten sind vier und die ältesten siebzehn. Zwar sind die meisten so etwa acht bis zwölf, jedoch fällt es trotzdem schwer Aktivitäten zu finden, die allen gefallen. Zumal dort nur eine Angestellte arbeitet. Die Chefin betreibt nämlich einen kleinen Schreibwarenladen und finanziert damit das komplette Projekt. Dreimal die Woche kommt zusätzlich ein Geigenlehrer und gibt den Kindern Unterricht. Wie dieser finanziert wird weiß ich nicht, die Geigen gehören jedoch der Stiftung und viele bräuchten mal neue Saiten und auch die Bögen sind schon teilweise sehr abgenutzt. Die Kinder hier sind jedoch wahnsinnig toll! Sie sind sehr begeistungsfähig und machen wirklich bei allem mit. Leider sind wir, was Materialien angeht sehr eingeschränkt und es gibt auch fast keine Gesellschaftsspiele, mit denen sie sich selbst beschäftigen können. Ich plane daher gerade Mensch-ärgere-dich-nicht Spiele mit ihnen zu basteln. Die Kinder und Jugendlichen kommen hier nach der Schule hin und bekommen Mittagessen und Hilfe bei den Hausaufgaben. Ich bin hier völlig frei und kann im Prinzip alles machen was ich möchte, sofern die vorhandenen Materialien das hergeben oder ich sie eben selbst mitbringe. Besonders freue ich mich darüber, dass einige inzwischen anfangen, beim basteln selbst ein bisschen kreativer zu werden. Vor vier Wochen noch haben sie sehr exakt das nachgebastelt, was ich ihnen vorgegeben habe. Inzwischen wandeln einige ihre Dinge ein kleinwenig ab oder ergänzen hier und dort etwas. Dann freue ich mich immer besonders, wenn sie ankommen um ihre Werke zu präsentieren. Hier freue ich mich jeden Tag sehr darauf, zur Arbeit zu gehen. Auch wenn es jedes Mal wieder eine Herausforderung ist mit zwanzig Kindern, die basteln wollen und nur sechs Scheren, von denen eine eine große Küchenschere ist. 

Neuanfang

Seit eineinhalb Wochen wohne ich in Santa Rosa, Misiones. Das ist mit dem Bus etwa vier bis sieben Stunden von Asuncion entfernt. Hier habe ich eine neue Familie und auch eine neue Arbeitsstelle gefunden. Es handelt sich hier um eine Kleinstadt, die sehr ländlich und wirklich sehr, sehr grün ist. Ich habe auch das Gefühl, dass es hier nocheinmal fünf Grad wärmer ist und ich wirklich in meinem Leben noch nie so viel geschwitzt habe. Trotzdem fühle ich mich hier sehr wohl. Es ist um einiges sauberer als in Ypané und es kennt wirklich jeder jeden. Die Plaza hier ist auch wirklich schön und groß und ich freue mich schon darauf mir alles etwas genauer anzuschauen. Ich lebe hier in einer Familie mit einem 7-Jährigen Sohn und einer 22-Jährigen Tochter und deren einjährigen Sohn(ich habe noch nie ein so glückliches Kleinkind gesehen). Ich fühle mich hier sehr zuhause und hoffe natürlich, dass wir uns weiterhin gut verstehen. Das einzige, was mir ein wenig schwer gefallen ist, war meine Kollegen und die Kinder meiner alten Arbeitsstelle zurückzulassen. Zu meiner neuen Arbeit werde ich später mal was schreiben, wenn hier alles geregelt ist. Ansonsten hat der Umzug außerdem zur Folge, dass ich nochmal einen ganz anderen Teil dieses Landes kennenlernen kann und ich bin sehr froh, es gemacht zu haben. 

Auch wenn es vielleicht nicht so aussieht… es gibt hier Häuser 😄

Carnaval 

Am vergangenen Wochenende war in in Encarnacion. Dort finden die größten Karnevalsfeiern von Paraguay statt und das wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Am Samstag morgen bin ich also hier aus Santa Rosa losgefahren und habe mich mittags mit meinen Freunden aus Asuncion dort getroffen. Wir haben uns dann ein wenig in Encarnacion umgesehen und sind anschließend zum Strand gegangen. Encarnacion liegt direkt am Rio Paraná, welcher eine natürliche Grenze zu Argentinien darstellt. Encarnacion wirkt auf mich um einiges gepflegter als Asuncion. Es ist auch einer touristischeren Orte dieses Landes. Einige von uns haben die 42 Grad genutzt um im Fluss baden zu gehen, während der Rest unserer Gruppe im Sand unter einem Sonnenschirm verbracht hat. Um neun Uhr abends sollte die Veranstaltung dann losgehen und wir waren so etwa um halb zehn an unserem Eingang. Für Allergiker ist diese Veranstaltung übrigens nicht zu empfehlen, für alle, die nicht sowieso schon eine Brille tragen, empfiehlt es sich eine Schutzbrille zu kaufen. Die Zuschauer stehen dann auf Tribünen, zwischen denen eine Straße langführt, auf der die Sambatänzerinnen und Tänzer entlanglaufen. In der Mitte des Abschnitts ist eine Jury aufgebaut. Von unserer Tribüne hatte man eine gute Sicht auf die Jury, was sich auch definitiv lohnt, da die Tänzer und Gruppen dort immer eine besonders schöne Show bieten. Ansonsten gibt es viel Glitzer, Federn und nackte Haut zu sehen. Einige Wagen gab es auch, ich muss allerdings sagen, dass ich die nicht besonders schön fand. Während der Veranstaltung laufen immer wieder Getränkeverkäufer durch die Reihen und ausserdem werden Sprühdosen verkauft, die weissen Schaum versprühen. Das kann durchaus ganz witzig sein, ich als Brillenträger war allerdings regelmässig damit beschäftigt, meine Brille zu putzen, was auf die Dauer ein wenig nervig ist. Um drei Uhr nachts war die Veranstaltung dann zuende und es gab ein kleines Feuerwerk.